DFU

Der nachfolgende Bericht erschien in der "Die Taubenwelt Nr. 19" am 1.10.1960.

Wir Tipplerfreunde in der Schweiz freuen uns ausserordentlich, dass sich in Deutschland eine Interessengruppe unter dem Namen «Deutsche Flugtippler - Union» (Die DFU wurde 1957 gegründet) zusammengefunden hat, um diesen einmaligen Hochflieger den Platz an der Sonne zu verschaffen, der im gebührt. Die Berichte über die Flugleistungen diesen seltsamen Vögel klingen so phantastisch, dass sich mancher Hochflugsportler fragen wird: Wie es möglich ist, dass diese Taubenart stundenlang hoch im Aether ihre Kreise ziehen kann ? Wir Schweizer Sportfreunde gratulieren den Mitgliedern dieser Vereinigung zu ihrem Erfolg und wünschen ihnen auch fernerhin viel Glück für ihre Bestrebungen.

Alles ist schon einmal dagewesen.
Wenn ich in die verschiedenen Fachzeitschriften über Fütterungsmethoden, über Schlagbau und Training lese, so scheint es mir oft, als sei alles einmal dagewesen. Dann nehme ich meine vergilbten Blätter der «Schweizerischen Taubenzeitung» und meine alten Zuchtbuchführungen zur Hand und bin hocherfreut, dass die Berichte der heutigen Flugtippler - Neuigkeiten im wesentlichen mit denjenigen vor 35 Jahren (1925) sich decken. Es sei jedoch erwähnt, dass wir in jener Zeit keine Manchester - Leicester oder Sheffieldtyp kannten. Unsere Flieger wurden einfach Englische Flugtippler genannt und flogen nach alter Bulletins nicht schlechter als die heutigen Tiere. (siehe am Schluss des Berichtes die Flug-resultate von der «Schweizerische Flugtippler Union» von 1961 bis 1964).

Einiges über die Vergangenheit.
Der Tippler ist ein Kreuzungsprodukt zwischen dem englischen Almond und dem langgesichtigen, roten, früher in England ebenfalls zum Hochflug gebrauchten Tümmler. Er ist aber bedeutend kürzer als der Langschnabel. Sein Schnabel ist schwarz, mittellang, der Augenring sehr schmal und dunkel, die Stirne rund und hoch. Als Grundfarben kommen vor: Weiss und Dunkelrot. Die Weissen sind rot-gescheckt, die Roten haben Gruppen von weissen Federchen auf den Schultern und Rücken, ähnlich den Mottles, eine Almondtümmlerart.

Mottles, so oder ähnlich hat ein Almondtümmler aus gesehen.

Eine dritte Art ist einfarbig braunrot mit schwarzen Schwingen und Schwanz, eine vierte hat braunen Nacken und Kragen, schwarzbraune Flügel und Schwanz bei weisser Grundfarbe. Der Tippler stammt aus Congleton ,einer Töpfergegend, in der die Arbeiter sich dem Taubensport seit Generationen widmen der der gesunden, zufriedenen Bevölkerung Erholung, Unterhaltung, Ehrgeiz und Stolz vermittelt und der Flugsport heute wie vor fünfzig Jahren die grösste Triumphe feiern, und zwar noch immer in den Händen des Arbeiters, der über jahrzehntealte Erfahrung verfügt. Gute Flieger waren eben nicht käuflich, sondern mussten vom Ei ab zum Sport erzogen, geübt und gepflegt werden. Sie verloren in dem futterreichen Schlag des wohlhabenden, aber vielleicht lässigern, auf Ausstellungen hin kaufend oder züchtenden Liebhabers ihren Qualitäten.

Anmerkung:
Es gibt noch andere Versionen über die Herkunft der Tippler als die von Febo de Vries.

Zum Beispiel von, Jack Prescott (GB) Um ca.1750 haben englische Armeeangehörige aus Indien Tauben mitgebracht und erzählten, dass es dort wunderbare Tauben gibt, die akrobatische Flüge in großer Höhe zeigten. Die Taubenzüchter von Sheffield und Umgebung fingen nun an, mit diesen "komischen" Tauben zu fliegen und begannen, diese Tauben in zwei Gruppen einzuteilen: 1. Tauben, die viel purzelten und 2. solche, die länger flogen. Aus Gruppe 2 entstanden dann die Tippler. Bei den ersten gezüchteten Tipplern hatten die Züchter oft beobachtet, dass sie sich während des Fluges fallen ließen.

Eine heikles Thema.
Wie wir immer wieder vernehmen, soll für den Englischen Tippler keine Muster- beschreibung bestehen. Dies erscheint mir doch merkwürdig. Wie sollman denn eine Taube einer bestimmten Rasse zuteilen, wenn man nicht weiss, wie sie aussehen soll ? Es geht doch nicht an, dass man eine Taube «Tippler» nennt, nur weil sie gut fliegt oder weil ihre Vorfahren einmal aus England importiert wurden. Im Taubenrassenbuch von SCHACHTZABEL finden wir wohl auf Tafel 98 eine Abbildung dieser Taubenart, aber keine Beschreibung dazu. Auch im Tümmlerbuch von SELIGER sind keine näheren Angaben zu finden, doch schreibt er auf Seite 249 folgendes: «Eine ausgesprochene Hochflugrasse, der im Dauerflug bis jetzt von allen Tümmlern die längste Flugdauer nachgerühmt wird, ist der Englische Tippler. Sie wird aber selbstverständliche nur durch eine eigene, komplizierte Fütterungs und Dressurmethode erzielt. Aber ausserhalb seiner eigenen Heimat, wo diese Tümmler auf Ausstellungen erscheinen, ist es für den Preisrichter stets eine missliche Sache, dieser Rasse gerecht zu werden, da kein anerkannter Standard dafür existiert. Deshalb war auf deutschen Ausstellungen, wo dieser Tümmler gezeigt wurde, das Resultat immer ein negatives. Und doch finde ich in meinen Annalen eine Beschreibung des Englischen Tipplers. Ich glaube, nicht fehl zugehen, dass dieselbe im grossen und ganzen dem Rassentyp dieser Taube entspricht. Auf alle Fälle soll diese Aufzeichnung den Sportfreunden ein ungefähres Bild vermitteln, wie unsere stolzen Flieger aussehen sollen.

Die Musterbeschreibung des Englischen Tipplers (mittelschnäblig). Stammland : England.
Gestalt: Etwas kräftiger als das Englische Bärtchen.
Kopf: Rund, nicht zu hoch, Stirnen nicht vortretend.
Schnabel : Dunkel.
Augen: Verhältnismässig gross, etwas vortretend, Augenrand schmal, Iris perl- farbig.
Hals : Kurz, etwas voll.
Brust : Gut gewölbt und vortretend.
Bauchpartie : Gut entwickelt.
Rücken : An den Schulter breit, nach dem Schwanz abfallend.
Flügel : Scharf am Körper liegend, Schwingen breit.
Schwanz : Verhältnismässig kurz, er soll die längste Schwanzfeder nur ein wenig überragen.
Beine : Kurz, Beine und Füsse unbefiedert.
Farbe und Zeichnungen habe ich im Artikel angegeben.

Der Verfasser des Berichtes. «Febo de Vries, Basel».

Schweizerische Flugtippler - Union « (SFU) Resultate von 1961 - 1964.

1961.18, Juni: Nussbaumer 9.17 Std. / 1. Juli: Nussbaummer 10.15 Std. / Kühni 7.21 Std.
1962.23. Juni: Nussbaumer 11.25 Std, / Kühni 6.15 Std. / . Juli: 7. Nussbaumer 11,55 Std./ Kühni 8.57 Std. / August: 5 Nussbaumer 13 05 Std.
1963.April: 15. Sigrist 6.52 Std. / Kühni 4.24 Std. / Kunz 3.10 Std. / Rauss 2.14 Std./ Juni 3. Kunz 4.41 Std. / Sigrist 1.27 Std. / Juni: Nussbaummer 13.41 Std. / Kühni 5.20 Std. / Kunz 5.01 Std. / Sigrist 2.40 Std. / Juli: Nussbaumer 12.10 Std.
1964.Juli: Nussbaumer 15.37 Std.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

     »Fenster Schliessen«