Der nachfolgenden Bericht erschien im RS. Der DFU Nr. 1. 2022. Ich bin der Meinung, dass das für alle Flugtaubenclubs gelten sollte.

Gedanken zu den Wettflügen

von Hans Erwig, erster Vorsitzender der DFU

Das sollte jetzt wieder anders werden. Allerdings zum Durchstarten braucht es etwas mehr als gute Worte. Unser Sport lebt von aktiven Flügen. Gerade jetzt in Pandemiezeiten auch gut machbar, zumindest ohne Schiedsrichter. Es gibt einige Hemmschwellen. An erster Stelle stehen mal die Greifvögel. Ein Problem, was ich selbst zur Genüge habe. Das können wir nicht ändern, damit müssen wir leben. Was in der Luft jetzt schon Jahre etabliert ist, macht sich auf dem Boden auch bemerkbar. Die Wölfe kehren nach Deutschland jetzt massiv zurück und machen den Landwirten Probleme. Natur ist nicht immer grün und rosarot. Was für uns wesentlich schlimmer ist, ist der Commerz mit den Tauben. Wir kennen die Entwicklung schon seit Jahren. Es war schon immer so, dass Tauben teuer gehandelt wurden, die was geleistet haben. Es war aber früher nicht die Regel und vor allen Dingen nicht der Massstab. Horrende Preise, Leistungsdruck und falsche Massstäbe. Da vergeht einem Anfänger schon die Lust. Wie war es früher? Es war schon erstaunlich, Tauben zu haben, die mal 3-4 Stunden am Stück flogen. Wie haben früher den besten Einsteiger bewertet und einen Preis verliehen. Es wurde gefeiert, wenn Tipplerfreunde die 10 Stunden-Marke geknackt haben. Wir machten Schwarmflüge mit 12 bis 20 Tipplern. Wir trafen uns zum Austausch und besser kennenlernen.

Zum Schluss war es dann so, dass viele Mitglieder zur Tagung kamen, um lediglich ihre Ringen abzuholen und Tauben zu verkaufen oder zu kaufen. Taubenverkäufe in 3- bis 4-stelliger Höhe. Na gut, nicht alle, ich will das nicht verallgemeinern, aber schon deutlich darstellen. Es ist einfach auch ein Mentalitätsproblem und dafür haben wir ja glücklicherweise alle Freiheiten bei uns. Ich möchte es hier mit Matthias Claudius halten:

Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was anderen nicht schadet.

Einher ging, wie im Brieftaubensport, ein seltsames Leistungsdenken. Ich bin kein Feind von Leistungsdenken, nur darf es nicht dazu führen, automatisch weniger Leistung zu verhöhnen und als Versagen und schlecht darzustellen. Neid und Missgunst sind dann oft mit im Boot. Wie oft musste ich mir schon anhören, dass ein Mitglied danach bewertet wird, ob er seine Tauben über 10 Stunden fliegt oder nicht.

Folge davon ist, dass sich keiner mehr blamieren will und nur noch die Tauben für sich fliegt. Ich amüsiere mich immer im Stillen darüber, wenn Jemand Tauben bei mir kauft, meist weil sie erschwinglich sind und woanders zu teuer und sich später meldet, ob ich noch welche abgebe, weil die Tauben doch unerwartet gut fliegen. So viel zu Vorurteilen.

Ähnlich wie im Brieftaubensport muss ich eins feststellen, es gibt eigentlich keine schlechten Tauben mehr bei den aktiven Züchtern, Jeder hat heute die Möglichkeiten an gute Tauben zu kommen. Das Problem ist immer die Führung, Fütterung, Haltung und die Gesundheit der Tauben. Auch hier ist vieles leichter und besser geworden. Ein Neustart heisst für mich, wir fangen wieder von vorne an. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit einem jungen Fitnesstrainer. Er meinte Training besteht darin die Leistung ständig zu steigern. Schon richtig, aber im Fitnessstudio geht es ja bekanntlich um Gewichte stemmen und das war unser Thema. Ich habe ihm dann vorgerechnet, dass ich bei einer Steigerung von einem Kilo mehr im Monat, also 12 Kilo im Jahr, jetzt nach 40 Jahren 480 Kilo bewegen müsste. Das hatte er noch nicht bedacht. Mit den Tauben ist es ähnlich, die Leistungsgrenze ist erreicht und spielt sich nur noch im Minutenbereich ab. Da überhaupt hinzukommen ist nur mit erheblichem Aufwand wie Dunkelfliegen und ständiger Kontrolle zu erreichen.

Will man das??? Im Brieftaubensport denken 90% der Sportfreunde gar nicht über die Deutsche Meisterschaft nach, weil sie den Aufwand nicht treiben wollen. Es ist auch pervers geworden: Frühzucht zu Weihnachten, belichten/verdunkeln, um die Mauser zu beeinflussen, Doping uvm.

Also, wie können wir da wieder durchstarten. Am einfachsten ist es, wenn sich wieder viele an den Wettflügen beteiligen.

Deshalb mein Aufruf, wenn Ihr Tauben fliegen lasst, dann doch einfach auch mal an einem Wettflugtag und meldet die Zeiten außer Konkurrenz. Es ist einfach wichtig das Aktivsein zu zeigen. Momentan erkennt man es nur an den Ring-verkaufszahlen. Mitarbeit im Verein geht auch auf diese Weise und ist die einfachste Form der Mitarbeit. Wir arbeiten auch an einer Jahrestagung. Allerdings in Pandemiezeiten ist es besser für den Sommer zu planen. Allgemein vielleicht auch vom Wetter her besser. Wir werden auch versuchen das Ganze zentraler zu gestalten. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Start in die neue Saison.

,,Gut Zucht" , ,,Gut Flug" und kein ,,Greif am Stich" Hans Erwig im Namen des Vorstands.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

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