Kelebek

Ich züchte seit über vierzig Jahren Orientalische Roller, als Flugtauben und auch als Ausstellungstiere. Neben meinen Rollern, hätte ich schon immer gerne Sturzflugtauben gehalten, habe aber aus Angst der Zeitaufwand wäre zu groß um richtig damit zu fliegen, lieber davon gelassen. Durch einen Artikel über Griechische Dunek, wieder auf Sturzflieger aufmerksam geworden, beschloss ich, mir so ein Paar zu besorgen.

Ich wusste das ein befreundeter Orientalen Züchter neben seinen Rollern auch einige Sturzflieger hielt, und so beschloss ich Ihn anzurufen. Der Züchter erklärte mir er muss seine ganze Taubenzucht vorerst aus beruflichen Gründen aufgeben. Er hätte aber noch drei Paar seiner besten Kelebek. Eigentlich sollten es ja Dunek sein, aber er meinte die Kelebek wären viel schöner anzusehen und das Fliegen mit ihnen wäre ähnlich. Leider könnte ich die Tauben bei ihm nicht mehr fliegen sehen, da er seine Zuchtanlage schon abgebaut hat und nun bald umziehen würde. Ich habe die Kelebek bisher nur dem Namen nach gekannt und wusste nicht wie sie genau aussehen, und ihren Flug kannte ich gar nicht.

Ich habe mir die 3 Paar dann bei ihm angesehen und sie haben mir sofort sehr gut gefallen. Die Tauben waren auffallend ruhig und gelassen und sind dabei wirklich sehr schön. Mit diesen sechs Tauben hat eine große Leidenschaft angefangen., denn Kelebek -Tauben machen richtig Spaß!

Ansprechendes Äusseres

Die Kelebek sind mittelgroße Tauben mit langen Wachsschnabel bei weißen Tieren, bei dunklen Farben auch teilweise dunkel. Die Flügel werden auf dem Schwanz liegend getragen und haben 14 bis 18 breite Steuerfedern ,die Bürzeldrüse fehlt ihnen. Die Füße sind bestrümpft, die Augen sind ,bei weißen Tauben dunkel oder bei farbigen Tauben auch perlfarbig. Nicht wenige Tiere haben zwei verschiedenfarbige Augen, auf der einen Seite ein Perlauge und der anderen ein dunkles.

Kelebek sind vorwiegend in weißer Grundfarbe mit roter, gelber oder schwarzer Zeichnung anzutreffen aber es gibt sie in fast allen Taubenfarben. Besonders beliebt sind Farbenschwänze in schwarz mit kleinen Bärtchen und dunklem Nackenfleck, oder eine Art Elsterzeichnung in rot , gelb oder schwarz. Daneben gibt es einfarbige in rot, gelb, weiß usw. Sie sind. Ihre kompakte insgesamt etwas längliche Figur mit eng anliegendem Gefieder und seinen schönen bestrümpften Füßen , sowie gefälligen Farben -bei ruhigem, lieben Wesen sehr schön aussehen.

In seiner Heimat der Türkei und auch bei uns wird auf bestimmte Farben und Zeichnungen viel Wert gelegt. Solche Tiere werden in der Türkei hoch gehandelt. Damit werden die Tauben für den Freiflug zu wertvoll, und das geht natürlich auf Kosten ihrer großartigen Flugleistung. Hoffentlich bleibt den Tauben, bei uns ein Rassetaubenstandard erspart .Dafür gibt es bei uns in Deutschland sicherlich schon genug Rassen. Die Flugleistung würde wohl auch hier verloren gehen.

Herkunft

Die Kelebek stammen aus der Türkei und werden dort fast allen überall gezüchtet. Kelebek heißt übersetzt ,,Schmetterling", der wohl ihren Flugstil beschreibt. Bei uns wurden die Tauben in den siebziger Jahren von türkischen Gastarbeitern eingeführt. Auf Grund ihrer schlichten Schönheit, ihres ruhigen Wesens, der unkomplizierten Haltung und des rasanten Flugstils, haben sich die Tauben hier in Deutschland schnell eine große Züchtergemeinschaft geschaffen. Die Tauben gehören mit zur Familie der Sturzflugtauben und sind wohl mit dem Dunek und den Mazedonischen Sturzdrehflugtauben verwandt.

Zucht und Haltung

Die Kelebek stellen keine großen Anforderungen an den Taubenschlag. Ein kleiner ebenerdiger Gartenschlag ohne die üblichen Ein- und Ausflüge reicht vollkommen aus. Die Inneneinrichtung sollte wie bei anderen Tauben sein .Der Schlag sollte aber mindestens zwei Abteile besitzen, damit man Tauben, die nicht fliegen sollen, und Jungtiere darin festhalten kann.

Die Nestzellen müssen nicht übermäßig groß sein, und Vorsatzgitter sind auch nicht unbedingt nötig. Die Kelebek sind nämlich nicht sehr streitsüchtig, und im Schlag sehr verträglich unter- einander. Flügge Jungtauben sind sehr intelligent und finden ihr Nest überraschender weise fast immer wieder. Sollten sie sich mal in eine Nestzelle verfliegen, können sie diese, ohne Vorsatzgitter schnell wieder verlassen, und es kommt zu keinen Verletzungen. Es sollte nur darauf geachtet werden das für jede Taube ein Sitzplatz zur Verfügung steht. Ein vor dem Schlag eingerichteter ,,Landeplatz" (bei mir ein vorbereitetes Brett von 60 mal 60 cm mit roter Leuchtfarbe gestrichen und kleinen Leisten drumherum, damit es sich zum Füttern eignet) wird von den Tauben gerne angenommen. Die Tauben werden durch die Eingangstür nach draußen gerufen und landen dann auf dem Platz vor dem Taubenhaus .Hier laufen Sie gerne auf dem Boden umher und picken nach kleinen Steinchen oder Grashalmen. Es ist schon eigenartig aber die Tauben laufen sehr gern auf dem Boden ohne aufzufliegen oder sich auch auf dem Taubenhaus niederzulassen. Die Kelebek sind sehr ruhig und gelassen und so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen, dabei aber sehr lebhaft und sehr aufmerksam. Meine Tauben sind so zahm das ich sie, auf dem Hofplatz aufnehmen kann, in der Hand betrachte und anschließend wieder auf den Boden setze .Sie nehmen mir diese Störung nicht weiter übel. Auch werde ich von einigen Tauben angeflogen in der Hoffnung auf einige Körner extra.

Bei schönem Wetter stelle ich meinen Tauben auf dem Landeplatz eine Wanne mit Wasser zum Baden hin, sobald sie diese erblicken sind die Tiere auch schon im Wasser, und lassen sich von mir mit der Gießkanne duschen. Es macht immer wieder Spaß die Tauben dabei zu beobachten. Anschließend liegen sie dann in der Sonne oder im Gras. Man sollte die Tauben aber dort nicht allein lassen, sondern nach einiger Zeit wieder zurück in den Schlag rufen. Die Tauben sollten sich nie unkontrolliert draußen aufhalten.

Die Zucht mit den Kelebek macht richtig Spaß, da von einem Paar ohne Probleme während eines Zuchtjahres locker mal acht bis zehn Junge aufgezogen werden. Sie brüten absolut zuverlässig ,und wenn die ersten Jungen so gerade etwas befiedert sind, folgt schon dass nächste Gelege .Es kommt vor das die noch nicht ausgewachsenen Jungen, noch gefüttert werden und die nächste Brut schon wieder geschlüpft ist .Aber alle Jungen werden absolut zuverlässig versorgt und aufgezogen. Um diesen Vermehrungstrieb etwas zu bremsen, sollte man dem Taubenfutter ruhig ständig ca. 20% Gerste beigeben.

Es macht auch unheimlich viel Freude zu sehen, wie die Jungtiere aufwachsen und wie unterschiedlich die Farben sind. Für den Flugsportist die Farbe aber unerheblich.

Sind die Tauben flügge, kommen sie bei mir in ein Jungtierabteil. Hier füttere ich die Tauben aus der Hand und beschäftige mich sehr viel mit ihnen. Sie werden dabei außergewöhnlich zahm, und werden dann schon sehr früh mit ihrem Start und Landeplatz vertraut gemacht. Haben die Tauben dann schon einige kleine Flugrunden gedreht kommen sie einzeln so nach und nach zu den alten Flugtauben.

Herrlicher Flugstil

Wenn die Kelebek vor den Schlag auf dem Landeplatz herumlaufen traut man ihnen kaum Fluglust zu, aber einmal abgeflogen zeigen sie ein fast unbeschreibliches Flugbild.

Die Kelebek fliegen nicht im Stich, sondern jede Taube fliegt für sich. In einem Trupp von zehn, zwölf und mehr Tauben geht es sehr rasant und schnell zu. Die Tauben steigen sehr schnell in mittlere Höhe um von dort laufend wieder tiefer zu stürzen Es sieht aus als ob die Tauben wie ein Mückenschwarm am Himmel fliegen. Sie entfernen sich dabei nie sehr weit von ihrem Heimatschlag und bleiben in einem großen Schwarm zusammen, nur fliegt jede Taube mit einen ,,wahnsinnigen" Tempo blitzschnell mal senkrecht hinrauf, dann sofort wieder in schnellen Schrauben herunter, dann wieder links herum rechts herum, herunter und wieder herauf. Und jede Taube macht ihre eigenen Flugfiguren. Das Spiel in der Luft dauert ca. 10 bis 15 Minuten, und dann werden die Kelebek durch eine Locktaube zum herabstürzen gebracht.

Wird diese Locktaube am Boden vor dem Schlag, auf dem so genannten Landeplatz, von den am Himmel rasant spielenden Tauben gesehen, stürzen alle am Himmel fliegenden Kelebek wie an einer Schnur gezogen, in einem Sturz-Drehflug herab. Einige Tauben stürzen dabei in großen Schrauben herunter, andere in ganz engen Schrauben, dabei oftmals die Drehrichtung ändernd von links nach rechts oder umgekehrt. Das geht mit einem so wahnsinnig schnellen Tempo vor sich, das das Ganze oftmals nur wenige Sekunden dauert. Gut trainierte Kelebek landen natürlich auf dem Boden vor dem Schlag.

Training

WeKelebek fliegen bei mir fast bei jedem Wetter. Die Kelebek lieben tägliches Training, und sie sollten auch mehrfach am Tag, um jede Tageszeit geflogen werden. Je öfter die Tauben aufgelassen werden, um so mehr, steigt ihre Flugfreude. Auch bei einem etwas stärkeren Wind fliegen meine Kelebek noch super, es scheint ihnen richtig Spaß zu machen gegen den Wind anzufliegen.

Bei Sonnenschein und guter Thermik gehen die Tierchen auch mal bis in Flimmerhöhe. Sind sie dabei noch in Sichtweite des Taubenschlages, es ist kaum zu glauben, lassen sie sich auch von dort noch droppen, und stürzen mit großen und kleinen Schrauben herunter. So ein Flug ist wirklich phantastisch anzusehen!

Ich lasse meine Tauben immer in verschiedenen Gruppen starten. Mal fünf Tauben , danach dann vielleicht sechs andere Tiere. Aber eventuell auch zehn oder fünfzehn Tiere gleichzeitig. Es ist einfach toll wenn diese Tauben dann nicht im Stich ,aber trotzdem alle zusammen in einer großen Traube, zusammen fliegen.

Die gerade abgesetzten Jungtiere setze ich schon sehr früh zu den erfahrenen Alttauben. Sie laufen dann mit den anderen Tieren draußen auf dem Landeplatz mit und üben nur das Rein- und Rausfliegen. Erst wenn die Jungen sich mit dem Start und Landeplatz vertraut gemacht haben, lasse ich sie nach einigen Tagen mit den gut eingeflogenen Alttauben auf, aber auch immer nur ein Junges. Dieses fliegt meistens gleich mit, möchte aber nach kurzer Zeit schon landen. Wenn ich erkenne, dass das Jungtier landen will, jage ich es mit einer Fahne wieder auf, setze aber sofort meine Locktauben -und der ganze Stich landet. Sehr schnell lernt die Jungtaube, nur zu landen, wenn Locktauben auf den Landeplatz fliegen.

Einige Tauben, die auch ohne Locktauben landen, und auch nie auf Höhe gehen, müssen aus dem Trupp entfernt werden, da alle anderen Tauben sich diesen anschließen, und dann komplett landen.

Mir ist es lieber, wenn die mit dem Spielen und Drehen erst später afangen. Tiere, die schon sehr früh rasant fliegen, drehen und stürzen, entwickeln sich im Alter manchmal zu unkontrollierte Sturzfliegern.

Eine Flugzeit von zehn bis fünfzehn Minuten reicht vollkommen aus. Bei einer längeren Flugzeit würde das ,,Spielen" der Tauben darunter leiden. Der Flug ist nämlich für die Tauben sehr anstrengend. Sie fliegen mit einem rasanten Tempo ständig auf und ab, und auch das ständige Drehen kostet viel Kraft. Dafür können die Tauben aber nach einer kurzen Pause erneut gestartet werden.

Kelebek sind sehr intelligent, lernen schnell ihre Flugkünste zu zeigen, sind dabei sehr schön anzusehen und außergewöhnlich zutraulich.-ganz einfach eine Tauben die viel Spaß machen!

Jens Nielsen Fleckeby ( www.rollertauben.de)

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

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