Rückblick auf die Geschichte der Haustauben.

Quelle: «Die Welt der Tauben» v. Egmund Zürth. 1 Auflage 1956 Oerlte + Spörer

Aus dem westindogermanischen Sprachgebit stammen die ältesten Nach-richten, die wir über zahme Tauben kennen. Im Griechischen und Lateinischen stossen wir auf Hinweise, die Schlüsse zulassen auf künstliche Umweltbedingungen, wonach in bestimmten Absichten gezüchtet wurde, dass schon vor 5`000 Jahre zur Zeit der Fünften Ägyptischen Dynastie zahme Tauben gehalten wurde. Im Museum von London werden noch heute jene Inschriften und Zeichen behauene Steinplatten aufbewahrt, die diese Kunde vermitteln. In Uferländer des Mittelmeers, wurden Haustauben gehalten aus reiner Liebhaberei und um Botendieste von ihnen verrichten zu lassen. Die Campagna die Roma, das ist die damals recht fruchtbare Ebene um Rom, (476 n. Chr.) in dem ausser den gewöhnlichen blauen noch mehrfarbige Tauben, von Menschen gepflegt, existierten. Es gab damals (23 -79 n. Chr.) sogar schon Riesentauben, deren Nachkommen noch heute unter dem Namen «Römer» Tauben bekannt sind. Es dürfte interessant sein zu erfahren, dass es bis jetzt keinem Züchter gelang, diese Römer - Tauben wesentlich Grösser zu züchten. Aus dem übrigen Europa kommt aus früheren Zeiten keine Kunde von Haustauben.

Sie sind veranlagt, weite Strecken sicher zu fliegen. Das macht sie seit jeher zu Botentauben. Der Herrscher «Nur - eddin» baute noch 1146 ausser den Landpoststationen auch noch Taubenpoststationen, von wo aus Regierungs-depeschen in Stafettenflügen befördert wurden.Wer die schnellen Nachrichtenmitterl in der Hand hielt, hatte damit auch die beherrschende Macht. Im 13. Jahrhundert soll am Hof des «Chubilai - Khan» in Peking, regelmässig Kuriere nach allen Richtungen des Reiches ausgegangen und wieder nach Peking zurück kerten. Diese Staatskurierpost bestand seit der «Han Dynastie» im 3. Jahrhundert v. Chr.

Vor wenigen Jahren erst entdeckte der Schwede Bertil Harrison in der König-lichen Bibliothek zu Kopenhagen die ,,Ornithologia Borealis", die der Däne Morgens Thrane Brünnich 1764 verfasst hatte. Darin sind die ,,dänischen Tümmler, Iris ganz weiss, Pupille klein, sich rückwärts werfend im Fluge" beschrieben. Die 14 Arten, die danach vor etwa zweihundert Jahren (285Jahren) in Dänemark gehalten wurden, existieren bis auf sechs ausgestorbene heute noch und werden, was teilweise nachweisbar ist, Ahnen der europäischen Tümmler sein. Aus den Schriften «Albaras», die 1794 in Madrid gedruckt wurde sind die Leidenschaften der Spanier für ihre Tauben bekannt geworden.

Unabhängig von den Taubenschöpfungen des Orients und anderer Erdteile schufen in aller Stille süddeutsche, schweizerische, böhmische, mährische, galizische und polnische Züchtergenerationen ihre eigenen Farbentauben.

Vor der neufranzösischen Zeit, also vor 1515, gab es in den französischen Klöstern - wie in andern ebenfalls - eine bemerkenswerte Vorliebe für Taubenzüchterei. Ursprünglich hatten die Klosterinsassen ebenso wie die Grundherren auf den wirkungsvollen Taubendung abgesehen, der die Erträge der Felder zu steigern vermochten. Aus jener Frühzeit sind Taubentürme bekannt, die in den Feldfluren standen. Tausende von Taubenpaare belebten diese Türme. Von innen her entnahm man den dicht beieinander angelegten Brutnischen, die fast flüggen Jungen zum Verbrauch als Schlachttauben. Den Dung streute man auf die Felder. Diese Nützlichkeiten befriedigten die nachdenklichen Mönche nicht, sie liebten es mehr und mehr, in besonderen Gelassen farblich übereinstimmende Paare unter ihrer Pflege und Obhut brüten zu lassen und kamen mit dieser Liebhaberei wohl auch eigenen Neigungen entgegen. Die Mönche wurden Farbentaubenzüchter im eigentlichem Sinne. Es konnte nicht ausbleiben, dass die in bestimmter Zeichnung gleichmässig erscheinenden Tauben Freunde fanden. Es war das 18 Jahrhundert, in dem die Farbentaubenzucht aufs herrlichste entfaltet wurde. Eine Zeitwandel brach ausgangs jenes Jahrhunderts an: Das Revolutionstribunal, der vom Konvent 1793 - 95 in Paris eingesetzte Gerichtshof, räumte mit dem alten Vorrecht zum halten von Tauben in Feldtürmen auf. Die Mauerwerke wichen einer anders gearteten Zeit. Danach und bis auf den heutigen Tag sind Farbentauben in Frankreich wenig beliebt. Der Genuss zarten Taubenfleisches ist aber vorherschend geblieben. Die Franzosen züchten bekanntlich gute Fleischtauben.

In deutschen Landen waren Farbentauben bereits vor 1500 bekannt. Nach jener Zeit aber vollendete man gewaltigen Umwälzungen auf vielen Lebensgebieten. Entdeckungsreisen mit nachfolgenden Handelsbeziehungen, Bau von Uni-versitäten, die Reformation begann, der Buchdruck schaffte ungeahnte Möglichkeiten. Aber düstere kriegerische.........Erst von 1650 ab treten unsere einheimischen Farbentauben mehr und mehr hervor. Die von Bechstein 1795 be-schrieben Arten waren sehr vermehrt worden. Vornehmlich war die Zucht der Schwalbentauben beliebt, die in Mitteldeutschen zu Hause waren. Danach kommen die böhmischen, sächsischen und schlesischen Unterarten. Die Nürn-burger Schmalzfeen erscheinen. Leider wechselte manche Taubenrasse ihren Namen wiederholt. Die Mönchstauben wurden stellenweise Schecken geheissen... Die Schildtauben,die da als Deckeltaube, dort als Dache bezeichnet wurde, haben keinen Ursprung gehabt. Einfache Zeichnungen an unseren Tauben sind wiederholt an verschiedenen Stellen gleichzeitig aufgetreten. Hauben, Flügelbinden und Fusslatschen waren immer Nebenzuchtziele und liessen sich manchen Taubenarten anzüchten.

Der Hochflugsport mit Tauben wird jedoch erst neuerdings geübt, dennoch sind beachtenswerte Leistungen der der Flugtauben bereits bekannt geworden.

Einen geschichtlich hoch zu bewertenden Anteil an der europäischen Tauben- zucht muss den Engländer zuerkannt werden. Sie waren es, die später international anerkannte Taubenrassen aussergewöhnlich erfolgreich zu vervollkommnen verstanden haben. Es sei nur an die Carrier, Dragon, Indianer, Pfauentauben, Elstertümmler, Trommler und Gimpel erinnert.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

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