Danziger Hochflieger für Tauben

Einst eine eindrucksvolle Hochflugtaube, bezüglich auf die Höhe des Fluges und Flugzeiten. Heute sind die Danziger Hochfliege hauptsächlich Ausstellungstauben und Volieren Tauben. Wie die meisten Flugtauben. Es wird immer noch mit ihnen geflogen, aber sie können nicht mehr an die alten Zeiten anschliessen, bezüglich der Flugzeit.

QUELLE Der Nachfolgende Text stammt aus den Büchern, «Die Welt der Tauben» und «Unsere Tauben - Tümmler» von Edmund Zurth. Verlag Oertel & Spörer.

Während die Franzosen 1813 Danzig belagerten, sollen bis dahin dort unbekannt gewesene behaubte Tauben erschienen und auf den alten offenen Taubenböden in der Heiligen- Geist - Gasse verblieben sein. Bei aller Zwielichtigkeit dieser These ist sie nicht unglaubwürdig.

In meiner Taubenzeit habe ich verschiedenes Futter gefüttert. Da wir in der Schweiz bezüglich Tauben-Futter nicht verwöhnt sind, und immer wieder An-bieter aufhören. Dann geht die Suche nach neuem Futter von vorne los. Auf Ende 2023 hat der Futter - Händler bei dem ich die letzten Jahre das Taubenfutter bezogen habe, dicht gemacht.

Wie wissen ausserdem von alten polnischen Tümmler in der Gegend von Sandecz, die um 1820 ebenso beschrieben worden sind wie die Tauben, die von den französischen Seefahrzeugen zugeflogen sein sollen.

Einst gab es im Königreich Hannover (1814 - 1866) den heutigen Niedersachsen, gemaserte Tümmlertauben bis zu 16 Steuerfedern, von welchem Taubenstamm einzelen Tiere mit gelblicher Inzuchtgefiederfarbe zu Anfangs unserem Jahrhunderts noch existierten. Um 1850 brachte ein Ostindienfahrer namens Prittel ein gelb bunt kappiger Tümmlertäuber aus Kalkutta nach Danzig mit. Mit dieser Feststellung befinden wir uns auf dem Boden von Tatsachen, denn der selige Tabakhändler Carl Schäpe, der an Hochfliegern seit 1848 sein Vergnügen hatte, hatte vermittelst dieses Täubers seinen Stamm umgemodelt.

Die Art zu fliegen, wie sie dem Danziger eigen ist, ist einprägsam. Geruhsam schwebend, verweilt er stundenlang in beträchtlicher Höhe. Sind stille Lüfte und klare Sicht ihm günstig, bringt er Dauerrekortflüge zustande. Vier bis sechs Stunden Flugzeit sind für ihn keine ungewöhnliche Leistung. Seinen geradezu schöner Flugstil bleibt sogar dann noch rein, wenn er, was vorkommt, bedeutend länger oben bleibt. Einst galt Flugleistung bei ihm mehr als heute Schauwert.

Unser Tauben Tümmler
Im vorigen Jahrhundert, (1800) wo noch alle Tümmler den Himmel verhaftet waren, zogen auch diese Danzigerflieger in grosser Höhe ihre Kreise. Ihr Ruf als Wolkenstecher bestand nicht zu Unrecht. An vielen Tagestunden waren ihre Schläge fast leer sie weilten in gemächlichen scheinendem Flug im blauen Dunst. Aus jener und dieser Zeit sind Flüge verbürgt, die ihnen zum Ruhm gereichen. Ihrer be-schaulichen Verweilen unter den Wolken, wo sie im Windgeflüster, scheinbar schwerelos schwebten, brauchte man von Stunde zu Stunde nur einen lotrechten Blick nach oben zu schicken: stets sah man sie ungefähr an der gleichen Stelle massvoll kreisen. Diese Art zu fliegen erlaubt, sie neben, ja über Verwandten, die Syrischen Hochflieger einzuordnen.

Wer wissen möchte, wie man diese Tümmler um die Jahrhundertwende abrichtete, wer anschaulich gemacht haben möchte, wie der Flugsport mit ihnen ausgeübt werde, halte sich an den Bericht des kgl. Preuss. Majors Schnasse, der nach 1900 vom Danziger Festungswerk Bischofswerk seine Wolkenstecher aufliess.

Selbsverständlich kannte er sich unter denselben Hochfliegern in Lahgfuhr, Olivia und Zoppot aus. Im Stich bis zu zwanzig Stück wurden sie in der Frühe frei-gelassen. Kreisden formierten sie sich und stiegen in Höhen, wo sie für unbewaf-fnete Augen eben noch erkennbar waren. Oft flogen sie zu einem Tauben Haufen zusammen, trennten sich und wiederholten dieses Flugspiel. Daneben sah man Paar und Einzelflieger. Zeitweilig bleiben alle ausser Sicht. Gruppenweise kamen sie wieder zum Vorschein und boten immerwährend in und durcheinander flutend, weg und hin strebende Flugbilder. Hastig flogen sie nicht, wohl aber ausdauernder als alle übrigen Tümmler. Um die Mittagszeit zogen sie nieder daher. Das war das Zeichen für die auf den Schlägen lauernden Männer, zurückgehaltene schwächere Flieger als Lockvögeln hinauszulassen. Diese verführten auch die Elite zum Heimflug. Der einsetzende Schlussakt hatte seine eigene Dauer. Die unter den Dächern Harrenden das war zeitgemäss bekannt, dass sie Taubenfänger waren. Alte Danziger Hochflieger zu überlisten, sie in die Hand zu bekommen, dazu gehörte schon etwas. Im Trubel über den Gibeln und Türmen , wo Tauben hin und herflogen,sich niederliessen, mit Fahnen wieder und wieder auf gejagt wurden, waren junge oder frisch eingewöhnte Vögel abgehetzt und liessen sich fangen. Kein Wunder bei dem schwer überschaubaren Durcheinander in der Luft.

Züchter, die gesitteter mit den Danziger Hochflieger umgingen, gab es freilich auch. Flüge wurden auf die Minute festgesetzten Abflugzeiten eingehalten. Nur ausgewachsene und brutfreie Tauben hielten sie hierzu bereit. Aus einem Fluggatter konnten sie gemeinsam abfliegen. Keine Angelruten mit roten Lappen schwippte anfeuernd. In raumgreifenden Zügen zogen kleine Stiche oder Einzelflieger aufwärts und höher........ immer Höher, bis sie im Unruhigen Rund des Fernglases zeitweilig ausser Sicht gerieten. Ausnahmsweise bis zu zehn Std, während denen sie auch in tieferen Luftschichten schwebten, dauerten ihre Ausflüge. Ohne durch Lockvögel heran gesteuert zu werden, landen sie auf dem Schlag, trippelten hinein und nahmen am Mahl und Umtrieb teil, als wäre nichts geschehen.

Von einem zum anderen Tag konnten sie in mondhelle Nächten in der Luft bleiben. Einst geschah dies über Stenda. Hierfür sicher scheinende Altvögel wurden tagsüber in einen schummrigen abgedunkelten Abteil gehalten, wo sie sich ruhig verhielten. Ein paar Stunden vor Beginn erhielten sie Sämmereien. An einem Spätnachmittag wurden sie hinausgelassen. Im Neigungswinkel der Sonnen-strahlen verlegten sie ihre Flugspiele mehr und mehr nach Westen, anders als bei den Tagesflügen. Nachdem die Sonne unter den Horizont gesunken war, blieben sie noch einige Zeit sichtbar, dann stiegen sie höher. In der Nacht blieben sie unentdeckt. Im Morgengrauen waren am fahlen Osthimmel von den neuen aufgelassen vier Danziger auszumachen. Mit aufsteigender Sonne flogen sie deutlich höher, ohne dass man ihnen die durchflogene Nachtzeit viel ansah. Bald schwenkten sie jetzt ihre sechs geworden niedriger und flogen schnell ihrem Schlag zu. Ohne Umschweife landeten sie auf dem Dach, wo sie sich unter die sich draussen aufhaltenden Danziger Hochflieger mischten Drei der Nachtflieger blieben verschollen.

Der Besitzer sagte, er übe sommersüber Nachtflüge nur mit weissen Danzigern und habe schon manch guten Vogel eingebüsst. Er mache es der Wissenschaft zuliebe, reines Vergnügen sei es ihm nicht. Dem stimmte ich zu, weil sonst Menschen und Taube ganz allgemein hierzu verleitet würden.

Wir vermögen solche Flüge nicht zu gedenken, ohne nach ihrem wirklichen Hintergrund und nach den Ursachen für die sichtbar werden Mängel an solchen Tun zu forschen. Unsere Tauben sind Tagvögel - machen wir keine Eulen aus ihnen.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

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