TIPPLER EINE ECHTE FLUGTAUBE
Die Taubenzüchter haben in den letzten 5000 Jahren viele verschiedene Rassen gezüchtet,
unter denen sich auch die sogenannten Leistungstauben herausgebildet haben. Eine der
stärksten Leistungstauben ist wohl der Englische Flugtippler. Zum Beweis meiner Behauptung
hier die Flugzeiten der Weltrekorde: den Alttippler-Weltrekord stellte 1995
Shannon Lisbrun, Irland mit 22,05 Stunden auf, und den Weltrekord der Jungtippler am
16.6.2001 Mahutia aus Hardervijk, Niederlanden, mit 19,55 Stunden. Diese Zeiten wurden
non-stop geflogen und die Jungen waren beim Wettflug gerade vier Monate alt. Tippler
sind etwas kleiner als Strassentauben, und wenn man sie nicht schon selber fliegen,
gesehen hat macht es Mühe, solche Flugzeiten zu glauben.
Die Zucht von Tipplern.
Der Tippler ist eine zuchtfreudige Taubenrasse. Man kann davon ausgehen, dass ein gutes
Zuchtpaar alle 30 Tage zwei Eier hat. Da sie auch sehr besorgte Eltern sind, sollte es eigentlich
keine Schwierigkeiten bei der Aufzucht der Jungen geben.
Meine Zuchtzellen bestehen aus zwei Zellen die nebeneinander liegen. Eine Zelle ist offen,
die Andere ist mit einem Plastikgeflecht abgedeckt und die ist die eigentliche Zuchtzelle.
Das Verbindungsloch ist ca. 14 mal 14 cm groß. Bei der Verpaarung sperre ich die Täubin
ca. einen Tag in die hintere Zelle und montiere am Verbindungsloch ein Drahtgeflecht. So
hat das Paar Sichtkontakt miteinander. Wenn ich am darauffolgenden Tag das Drahtgeflecht
entferne, paaren sie sich meistens schon nach 15 Minuten.
Tauben sind Höhlenbrüter.
Aus diesem Grunde decke ich die Brutzelle während der Brutzeit ab,so dass die Tauben beim
Brüten im Halbdunkeln sein können,was sie eben sehr gerne haben. Sind die Jungen
ca. 8 Tage alt,stelle ich die Nistschale mit den Jungen in die vordere Zellen. Dann können
die Täubinnen ihr neues Gelege wieder in die verdunkelte Zelle legen. Dieses System hat sich
bei mir gut bewährt. An den rückwärtigen Wänden der Zellen habe ich verschiedene
Motive angeklebt,damit die Taubenpaare ihre Zellen einfacher finden. Andere Tauben-
züchter malen jede Zelle andersfarbig an, und es gibt wahrscheinlich noch etliche
andere Möglichkeiten, um den Tauben das Auffinden ihrer Zelle zu erleichtern. Leider
werden viele meiner Tippler von Wanderfalken geschlagen oder so schwer verletzt,dass
sie durch den Tierarzt euthanisiert werden müssen. Der Finanzielle schaden der mir durch
den WF entsteht vergütet mir nimanden. Ich finde das wäre die Sache von den WF
Förderer. Aus diesem Grunde mache ich 5-6 Bruten im Jahr, in der Hoffnung,dass ich
Ende der Flugsaison (Ende September) noch einige Jungtippler habe.
Wenn die Jungen ca. 4 Wochen alt sind,kommen sie in ein separates Schlagabteil. Da
ich in den Zuchtzellen immer gefüllte Futternäpfe platziere,lernen die Jungen schon früh
von ihren Eltern zu fressen und können deshalb in diesem Alter auch schon selber fressen.
Bein Trinken muss ich bei einigen immer nachhelfen. Wenn ich in den Taubenschlag
komme, achte ich darauf, ob es Junge hat die die Augen geschlossen haben, das ist dann
ein sicheres Zeichen,dass sie Durst haben. Ich nehme dann die Jungen und halte ihnen
den Schnabel ins Wasser und schon beginnen sie zu trinken. Das muss meistens nur
einmal gemacht werden, dann haben sie es gelernt und sind wirklich ganz selbständig.
Übersiedlung in den Flugschlag.
Jetzt muss ich die Gegebenheiten meiner Taubenhaltung etwas näher beschreiben. Der
Zuchtschlag ist ca. 5 Km von meinem Wohnort entfernt. Da ich im 8. und obersten Stock-
werk eines Hochhauses wohne, konnte ich auf dem Balkon einen Mini-Flugschlag
einrichten. ( Siehe Link „Mein Flugschlag“) Dort halte ich durchschnittlich 6 Tippler.
Im Alter von ca.35 Tagen nehme ich die Jungtauben nach Hause und halte sie
5-7 Tage im Flugschlag fest. In dieser Zeit können sie die Umgebung genauer kenenen
lernen. Das ist für den ersten Flug sehr wichtig. Was aber auch noch sehr wichtig ist :
sie müssen gut auf den Dropper (Locktauben) reagieren. Die meisten Flugtaubensportler
halten Pfauentauben als Dropper. Da diese Rasse nicht flugtüchtig ist, eignet sie sich
für mich nicht. Verfehlt bei mir der Dropper das Flugbrett,so fällt er 30 m tief bis zum
Boden. Deshalb habe ich Mischlinge von Burmali-Mövchen / Indische Pfauentaube/
und Bakiner Tümmler (in weiß) als Dropper und sie verrichten ihre Arbeit einwandfrei.
Die Jungtippler auf den Dropper abrichten.
Das Wichtigste ist, dass die Jungtauben guten Appetit haben. Ich füttere sie erst gegen
(19 Uhr) und sie sollen immer zur gleichen Zeit gefüttert werden. Nun stelle ich vor den
Flugschlag ein Tischchen mit den Futternäpfe für die Dropper. Gleichzeitig klappere
ich dann tüchtig mit der Futterdose und lasse die Dropper frei,die sogleich zu den Futter-
näpfen kommen. Haben die Dropper einige Minuten vor den Augen der Jungtippler ge-
fressen, dann bekommen auch sie Futter. Auf diese Weise prägen sich die Jungtauben
die Kombination Dropper gleich Futter ein, und schon nach drei bis vier Fütterungen
reagieren sie gut auf die Dropper.
Der erste Flug.
Nach 5-7 Tagen im Flugschlag werden die Jungtippler das erste Mal freigelassen. Jetzt
sind sie ca. 40 Tage alt. Zwei Tage vor dem ersten Flug füttere ich sie zurückhaltend,
denn jetzt sollen sie guten Appetit haben,damit sie schnell auf die Dropper reagieren.
Zwei Stunden vor Sonnenuntergang nehme ich 2-4 Jungtippler ( ich achte immer,dass
es keine Geschwister sind, denn die halten extrem zusammen, im fliegen und im herum
sitzen.) und gehe mit ihnen auf das Dach (unser Haus hat ein Flachdach). Dort lasse ich
sie aus dem Korb, meistens spazieren sie einige Minuten auf dem Dach umher.
Dann beginnen sie zu flattern, und schon hebt eine vom Dach ab und die Andern hinterher.
Jetzt kommt man aus dem staunen nicht mehr heraus! Das erste Mal auf den Flügeln
und schon ziehen sie ihre Kreise über die Häuser als hätten sie das schon immer so
gemacht. Es gibt Jungtippler, die schon beim ersten Mal eine Stunde geflogen sind.
Ich habe solche Tippler nicht so gerne, weil ich den Eindruck habe,dass sie sich über-
anstrengen. Normal ist ,dass sie so 10 -15 Min. fliegen, das reicht vollkommen,denn
jetzt kommt das Wichtigste:
Die erste Landung.
In der Flugkarriere eines Tipplers ist die erste Landung ein großer Meilenstein. Es ist
sehr wichtig, dass die Jungtauben das erste Mal beim Schlag landen,denn dann werden
sie immer dort Landen. Landen sie das erste Mal auf dem Nachbarhaus oder auf einem
Leitungsmasten,ist es schwer, ihnen das wieder abzugewöhnen. Oft ist das schon das
Ende einer Flugkarriere, bevor sie überhaupt angefangen hat. Jungtippler,die nicht
lernen auf dem Schlag zu landen, verwildern und ziehen womöglich noch ihre Kumpel
nach. Dann sind alle für die Wettflüge unbrauchbar geworden.
Um die erste Landung gut einzuleiten, erfordert es zwei Dinge: erstens müssen die
Jungtippler einen guten Appetit haben, zweitens müssen sie gut auf die Dropper
reagieren. Wenn ich feststelle,dass die Tippler landen wollen, beginne ich mit der
Futterdose zu klappern und lasse die Dropper frei (die bis jetzt für die Jungtippler
unsichtbar waren). Vor dem Freilassen benetze ich die Dropper noch mit Wasser,
was zu Folge hat, dass sich die Dropper schütteln und flattern wie nach dem Bad.
So machen die Dropper noch mehr auf sich aufmerksam. Nach dieser Aktion
landen die meisten Jngtippler neben den Dropper. Dann braucht man die Dropper nur
noch in den Flugschlag zu locken,und die Tippler folgen ihnen,weil sie gelernt haben,
wo die Dropper sind gibt es auch Futter.
Ist eine Jungtippler das erste Mal am richtigen Ort gelandet, so kann man ihn als ein-
geflogen betrachten. Nun fängt das eigentliche Flugtraining an.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Bericht den einen oder andere Leser auf die Tippler
neugierig machen konnte.
Wale.