Flugkalotten: Zum Ursprung zurück ?
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T. Munk

Seit sieben Jahren züchte und fliege ich mit den Flugkalotten. Ich weiss, dass das keine besonders lange Zeit ist. In diese Zeit habe ich die Flugkalotten aber näher kennen gelernt. Was mir schon damals bei den «Infos» über die Flugkalotten (vor der Anschaffung) aufgefallen ist, dass die Beschreibungen der Tauben ganz unter-schiedlich geschildert wurde.

Die Flugkalotten fristen ein Mauerblümchen dasein:
Sie gehören zu keiner Flugtauben Familie. Es sind keine Hochflieger, keine Roller oder Purzler. Man kann auch immer wieder lesen es seien Schwarmflieger. Die meisten Flugtauben fliegen im Schwarm. Viele Züchter lassen sie einfach bei Gelegenheit fliegen, andere sind einfach von der Färbung fasziniert, was man auch oft hört, dass sie sich als Ammentauben sehr gut eignen. Alle diese Aussagen mögen ja stimmen, nur eines fehlt, ein klares Ziel!!, wie das die andern Flugtauben oder auch Brieftauben und die Ausstellungstauben haben.

Ursprung
Sie sollen schon sehr alt sein. Es ist anzunehmen, dass sie aus Persien oder Indien stammen wie die meisten Flugtauben. Schon vor über 350 Jahren soll es in Frankreich eine Taubenrasse die «Calot» genannt wurde gegeben haben. So nan-nte man die Kopfbedeckung der Priester, in Frankreich. Auf Deutsch heisst es «Kalotte». Könnte es sein, dass sie aus N. Afrika nach Frankreich kamen und später nach Deutschland ? Es gibt auch Angaben, dass sie um 1850 «Platten-tümmler» genannt wurden. Übrigens in Holland ist Ihre Zwillings Schwester, dort nennt man sie Helmtauben. Sie unterscheiden sich kaum voneinander. Die Helmtaube ist etwas grösser, als die Flugkalotten. Die Flugkalotten werden hauptsächlich in N. Deutschland gehalten. Mit den Flugkalotten wurden dort vor und nach dem zweiten Weltkrieg intensiv in verschiedenen Sparten geflogen. Nach 1945 haben sich immer mehr Taubenzüchter dem Ausstellungswesen zugewandt, so auch bei den Kalotten. Einige bekamen eine Muschelhaube und der Schnabel wurde kürzer.

Ihr Einsatzgebiet
Laut Literatur und Aussagen von Züchter aus der Zeit nach 1945, wurden die Flugkalotten in grossen Schwärmen bis zu 40 Stück geflogen. Oft waren mehrere so grosse Schwärme zur gleichen Zeit am Himmel. So etwas ist Heute un-vorstellbar. In dieser Zeit gab es auch noch «Schnellflugtaubenclub`s, die nach dem Vorbild des Brieftaubensports flogen, nur auf kürzere Distanz 20 bis 80 Km. Bei den Schnellflugtaubenflüge, kamen verschiedene N. Deutsche Taubenrassen zum Einsatz. Unter anderem auch die Flugkalotten, angeblich eigneten sich nur die blauen Kalotten und auch die waren scheinbar nicht sehr erfolgreich. So wurde nur kurze Zeit mit ihnen bei den «Schnellflugtauben» mitflog. Sie flogen dann hauptsächlich am Haus. Es gab aber keine Bewertung, man kannte auch kein Standard. Aber die Züchter hatten auf eine saubere Zeichnung und gute Flugqualität geachtet und selektioniert. Die Flugzeiten sollen zwischen 60 und 120 Min. gewesen sein. Ich gehe davon aus, dass jeder Züchter seine eigene Vorliebe für das Fliegen seiner Kalotten hatte. Es gab erst ab 2000 die erste Wettflugordnung für die Flugkalotten. Siehe den Bericht auf der Website «flugtippler.ch» Link Berichte, «DieWettflugordnung für Flugkalotten. April 2019» Ich war schon ein wenig irritiert, als ich las, dass die Flugzeit 10 bis maximal 25 Min. gewertet wird. Diese WO wurde vom Züchter für seine Bedürfnisse erstellt, aber sicher nicht nach dem Naturell der Flugkalotten.

Meine Erfahrungen mit den Flugkalotten
Ich züchte mit 6 Paaren. Bis auf ein blauer Täuber sind alle schwarz. Sie stammen von drei verschiedenen Züchtern ab. Ich habe mit 20 Jungen Kalotten angefangen. Ich war von den ersten Flugkalotten etwas enttäuscht bezüglich Fliegen. Sie flogen oft in der Höhe vom 4. - 5. OG. ich wohne im 8 und obersten Stock, so konnte ich auf die fliegenden Tauben herunter sehen. War zwar etwas spezielles, aber mich ärgerterte das, da sie auch nur um das Haus flogen (wie ein Karussell). Das war eigentlich nicht das, was ich von ihnen erwartete. Auch die Flugzeit war nicht berauschend 5 - 20 Min. Also begann ich sie mit Lippenstift zu markieren. So konnte ich sie beim fliegen genauer studieren. Mich interessierte, welche Tauben fliegen am tiefsten und welche fliegen die engsten Kurven. Ich vermutete, dass die den «Ton» angeben. Also nahm ich die, die ich vermutete, dass sie für den Flugstil verantwortlich waren, aus dem Team. Mit den übrig gbliebenen wollte ich dann züchten. Zu meiner Überraschung sah ich , dass die überiggebliebenen Kalotten den Flugstil langsam änderten. Sie flogen oft über dem Haus und auch der «Karussellflug» wurde seltener. Nach 2 Jahren hatte sich der Flugstil der Jungen nach meiner Vorstellung geändert. Sie flogen nur noch gelegentlich um das Haus (bei starken W. Wind). Meistens flogen sie in der unterer anfangs oberern Flüghöhe. Schwenken und Kippten, das war meistens vom Wind abhängig. Die Flugzeit lag bei plus/ minus 45 Min. Von Jahr zu Jahr wurden die Flugzeiten länger und auch beständiger. Im Frühjahr 2020 flogen 6 Kalotten immer 90 bis 131 Min. Die längste Flugzeit von meinen Kalotten flogen 9 Tauben im September 2019. 163 Min. Dazu muss ich sagen, dass der Habicht mitverantwortlich war für diese Flugzeit. Übrigens fliege ich immer nur mit Täubinnen und Jungen, nie mit Täuber. Im Frühjahr 2020. konnte ich 2 mal einem Brieftaubenzüchter 6 Alt Kalotten mitgeben, als er seine Brieftauben trainierte. Er liess auf 2,5 Km. und 5 Km. fliegen, sie kamen nach 6 + 8 Min. geschlossen zurück und flogen noch längere Zeit über dem Haus.

Nachfolgend einige Daten von den Jungen der ersten Brut im 2020
Mai
6. kamen 10 Jung Kalotten in den Flugschlag. Im Alter von 37 - 40 Tage. 10. bis 12. mussten die Jungen vom Flugschlag aufs Flugbrett fliegen und durch die Fanggabeln in den F. Schlag kommen. 13. und 14. brachte ich sie im Taubenkorb aufs Dach (Flachdach). Es kam noch eine Alttäubin dazu, die musste ihnen zeigen wie man in den F. Schlag kommt. Bei den ersten drei Flügen ist das Wichtigste, dass sie am richtigen Platz landen. 18. Flogen sie 37 Min. 20. nahm ich eine Kalotte aus dem Team, da sie immer wieder das Team verliess und landete. 23. Flogen sie 65 Mim. / 25. nahm ich die zweite Tauben aus dem Team. / 26. flogen sie 69 Min. / 27. Begannen sie herum zu ziehen. Sie waren einmal 18 Min. ausser Sicht, dann flogen sie 5 - 6 Min. über dem Haus und dann ver- schwanden sie für ca. 10 Min. das ging so bis zu 50 Min. dann flogen sie nur noch über dem Haus und landeten nach 78 Min. Dieses umherziehen machten sie immer wieder, die Zeiten variierten natürlich.

Juni

4. Flogen sie 40 Min. Starker Regen. / 5. das Team flog 138 Min. Auflass 6.10 Uhr, , Bewölkt , leichter W. Wind ,Temp + 13° / 6. 69 Min. / 7. 96 Min. davon regnete es 50 Min. leicht. / 8. 78 Min. / 9. 77 Min. / 10. 78 Min. / 11. 137 Min. Auflass 6.30 Uhr. Wetter stark bewölkt, windstill, Temp, + 12°. Am Tag zuvor kamen sie erst nach ca. 15 Min. in den F.Schlag, so gab ich ihnen weniger Futter und nur Gerste. / 12. 117 Min. / 13. 101 Min. / 14. 99 Min. / 15. 113 Min. / 16. 113 Min. / 17. 108 Min. / 18. 104 Min. / 19. 115 Min. / 20. 153 Min. Auflass 5. 45, Uhr. blauer Himmel, ca. nach 70 Min. leicht Bewölkt, schwacher N. W. Wind, Temp. + 12 ° / 21. 112 Min. / 22. 91 Min. / 23. 117 Min. / 24. 95 Min. / 25. 108 Min. / 26. 92 Min. / 27. 116 Min. / 28. 119 Min. Zwischen ca. 80 u. 90 Min. hatte eine Tauben mühe mit den Andern mitzuhalten sie fiel immer weiter zurück. Ab 90 Min. war sie verschwunden. Sie kam niemehr zurück. / 29. 105 Min. / 30. 149 Min. Auflass 5,35 Uhr, blauer Himmel, windstill, Temp. + 16 °.

Juli
1. Auflass um 5,40 Min. sie waren kurzer Zeit ausser Sicht. Nach ca. 20 Min. flogen 6 Kalotten über dem Haus, verschwanden wieder und landeten nach 38 Min. Sie kamen sofort in den Flugschlag und gingen auf ihre Sitzhölzer ohne was zu fressen. Eine hinkte, da war der Raubvogel in Aktion. Nach ca, 3 Std. kam die siebte Taube unverletzt zurück, mal wieder Glück gehabt. Ich brachte die 7 Junge am nächsten Tag in den Schlag. In der nächsten Woche kamen die dritte Brut (12 Stk.) in den Flugschlag. Sie waren nicht so flugfreudig wie ihre Geschwister. Ich musste 5 Junge aus dem Theam nehmen, da sie lieber den Andern beim fliegen zusahen als selber zu Fliegen. Die 7 übrig gebliebenen begnügten sich mit einer Flugzeit von plus / minus 80 Min.

Ich gehe davon aus, dass sie früher, (vor ca.70 Jahren) die «langen» Flug-zeiten für die Flugkalotten normal waren, denn das haben sie in ihren Genen sonst würden sie nicht schon nach einigen Generationen, strenger Selektion, im Alter von 58 Tagen 69 Min. fliegen. Das Futter das sie beim trainieren bekom-men besteht aus 30 % Gerste der Rest ist «Stipsky - Mischung» von Spinne. Als Zusatz gibt es täglich Grünfutter und 2 mal in der Woche Hundewürfel. Ich achte immer drauf, dass sie nach der Landung innert ca. 5 Min. im Flugschlag sind. Ich strebe eigentlich nicht so lange Flugzeiten an, für mich wäre 60 bis 90 Min. OK. Ich selektioniere die Kalotten streng. Oft gibt es Junge die gut fliegen nie negativ aufgeffallen waren. Dann im Herbst / Frühjahr Training sind sie un-brauchbar. Das ist für mich immer ein Rätsel. Im Jahr fliege ich mit 4 verschiedenen Teams. Eine Trainingseinheit dauert 1. ½ bis 2 Monaten in dieser Zeit wird täglich trainiert. Der Auflass ist immer bei Tagesanbruch. Mit der ersten Trainings Einheit, beginne ich Ende Februar, anfangs März ganz nach Wetter. Diese Einheit besteht meistens aus 10 - 14 Täubinnen, da sind 2 bis 4 Jahgänge vertreten. ( das sind meine Flugtauben ). Die zweite und dritte Trainingseinheit besteht aus Jungen der ersten u. dritten Brut. In der zweiten Brut sitzen die Kalotten auf Kunsteier, so habe ich mehr Zeit für die erste Brut zu trainieren. Die vierte Traningseinheit ist nach der Mauser das Ende bestimmt das Wetter. Dieses Team besteht aus den alten Flugtäubinnen und den jungen Täubinnen.

Fazit
Das bezieht sich natürlich nur für meine Kalotten. Die meisten sind willige Flieger. Man darf sie nicht mit den W.H, und S.H vergleichen. Man muss sie einfach jeden Tag oder mindestens jeden zweiten Tag trainieren. Die Selektion ist bei den Flugkalotten wichtig, da sie beim fliegen meistens zusammen «Kleben» kann eine Tauben das ganze Team kaputt machen.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch                                      

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