TIPPLER

3 Tippler

Mit diesem Wort können wahrscheinlich die wenigsten Leser etwas anfangen. Die genaue Bezeichnung lautet "Englischer Flugtippler" und das ist schon konkreter. Es handelt sich nämlich um eine Flugtaube und zwar um eine ganz spezielle. Auch bei den Flugtauben gibt es verschiedene Rassen: Da sind die Hochflugtauben, die Rollertauben und Purzlertauben, die Drehflugtauben, die Sturzflugtauben und eben die Tippler. Sie sind Marathonflieger und, wie das Wort schon andeutet, Langzeitflieger. Sie fliegen also sehr lange, aber nicht lange Strecken wie die Brieftauben. Tippler fliegen viele Stunden in unterschiedlich großen Schlaufen über ihrem Taubenschlag, auch die Flughöhe variiert von Kirchturmhöhe bis in Punkthöhe (das heißt, das menschliche Auge kann die Tauben nur noch als Punkte wahrnehmen). Der Weltrekord mit Alttipplern wurde 1995 von Harry Shannon aus Nordirland aufgestellt. Seine Tauben flogen 22,05 Std. Der Rekord mit Jungtauben wurde im Jahr 2002 von Van der Verf/Niederlande aufgestellt. Seine Tauben flogen 20,01 Std. Diese Zeiten wurden natürlich nonstop geflogen, und wenn man die Tippler nicht selber fliegen sieht, sind solche Zeiten schwer vorstellbar. Was in diesem Zusammenhang noch erwähnt werden muss: Die Tippler fliegen diese Leistungen freiwillig! Da sie ja den größten Teil des Fluges Sichtkontakt zum Schlag haben, können sie auch jederzeit landen.

WOHER KOMMEN DIE TIPPLER ?

Wie der Name schon verrät aus England. Aber da muss man etwas präzisieren. Um das Jahr 1750 haben englische Armeeangehörige aus dem indischen Raum Tauben in die Heimat mitgebracht. Die Taubenzüchter von Sheffield und Umgebung fanden den Flug der neuen Tauben "komisch". Sie flogen hoch und purzelten auch. Die Sheffielder Taubenzüchter bemerkten aber bald, dass unter den neuen Tauben solche waren, die nicht oft purzelten und dafür länger flogen. Diese Tauben waren ihnen sympathisch, mit diesen züchteten sie weiter. So entstanden die Tippler und deshalb heißen sie Englische Flugtippler.

WOHER KOMMT DER NAME TIPPLER ?

Wie oben schon erwähnt, ließen sich die ersten Tauben aus Indien oft im Flug kopfüber fallen. Das alte lokale Dialektwort für "kopfüberfallen" heißt "tipple". In Sheffield werden Eisenbahn-wagen, deren Ladefläche  gekippt werden kann "Tippler" genannt. So kamen die Tauben zu ihrem nicht ganz alltäglichen Namen.

STECKBRIEF DER TIPPLER ?

Sie sind ca. 1/3 kleiner als eine Brieftaube und kommen in allen Taubenfarben vor. Sie haben keinen Federschmuck, und ihre Beine sind auch nicht befiedert. Da es keine Musterbeschreibung gibt, können die Tippler in Größe und Aussehen variieren, ganz nach regionaler Herkunft. Sie sind sehr ruhige Tauben. Werden sie beim Fliegen von einem Raubvogel angegriffen, verlieren sie nicht so schnell den Kopf. Auch ihr Flug ist ruhig und kräftesparend, nur so erreichen sie diese langen Flugzeiten. Immer fliegen sie eng zusammen in der Gruppe. Sie sind zuchtfreudige Tauben und sehr besorgte Eltern. Ein gutes Tipplerpaar hat jeden Monat zwei befruchtete Eier im Nest. Die Jungen werden mit ca. 40 Tagen eingeflogen. Tippler sind echte Flugtauben, die bei jedem Wetter fliegen. Wind und Regen haben sie gerne. Einzig wenn die Temperatur über 30° steigt und es dazu noch windstill ist, darf man von ihnen keine große Leistung erwarten. Sie fliegen auch problemlos in die Nacht hinein und fliegen den Schlag auch bei Dunkelheit an. Ist das Flugbrett beleuchtet (es reicht eine 60 W Glühbirne), kommen sie ebenso problemlos in den Schlag.

WETTFLÜGE MIT DEN TIPPLERN

In Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, Tschechien, Serbien, Kosovo und Russland gibt es spezielle Tippler-Clubs. Sie alle fliegen nach dem gleichen Flugreglement. Im Jahr werden 7 Wettflüge veranstaltet. Die  ersten drei sind für Alttauben reserviert, die restlichen vier für die Jungtippler. Anfangs Jahr werden die Daten der Wettflüge und die Startzeiten bekannt gegeben. Am Wettflug müssen mindestens 3 bis 20 Tippler teilnehmen. In der Regel wird mit 3 bis 5 Tauben geflogen. Der Teilnehmer muss Mitglied eines Tippler-Clubs sein, und die Tauben müssen anerkannte Fußringe tragen. Der Teilnehmer muss außerdem auch noch einen Schiedsrichter organisieren, was nicht immer einfach ist. Ist die Startzeit gekommen, werden die Flugtippler freigelassen und die Zeit genommen bis der erste Tippler landet. Und der Schiedsrichter muss nun in einem bestimmten zeitlichen Abstand alle Tauben fliegen sehen.

Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch

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