NUR EIN TOTER TIPPLER FLIEGT NICHT.
Der Englische Flugtippler ist eine Taube aus der Tümmler – Familie und stammt
ursprünglich aus Pakistan und Indien. Die Tippler wurden auf der Grünen Insel
zu der heutigen Leistungstaube „veredelt“. England ist also das Mutterland des
Tipplersportes in Europa.
VIELE FLUGTAUBENRASSEN.
Es gibt verschiedene Flugtaubenrassen: Hochflugtauben, Roller, Purzler, Stilflug-
tauben, Sturzflugtauben, Spielflugtauben, Streckenflugtauben, (Brieftauben) und
Marathonflieger. Marathonflieger sind die Flugtippler,die von den Taubenzüchter
einfach Tippler genannt werden. Der Tippler ist die einzige Marathonflugtaube.
Die Wettflüge mit den Tippler werden Europaweit ausgeschrieben. (Siehe Link
Wettflüge) Bei den Wettflügen geht es darum, welches Team am längsten fliegt,
wohlgemerkt nonstop.
DER ERSTE WETTFLUG (1859)
Wie kann es anders sein als das er in England abgehalten wurde. In der englischen
Taubenzeitung „Pigeons“ vom 6. November 1908 wurde Joe Hall als einer der
Pioniere des Flugtippler – Sportes vorgestellt. Die Familie Hall stammt aus
Macclesfield, der Stadt, die als Geburtsstadt der Flugtippler gilt. Hall`s Vater
war auch schon begeisterter Tipplerzüchter und -sportler. Aus beruflichen Gründen
zog die Familie später nach Stockport / Congleton, wo der Taubenflugsport auch
sehr beliebt war. Am 9 Juni 1859 kam es zum ersten Wettflüg: Hall`s Tauben traten gegen die Tauben das einheimischen Mr. Stubbs an. Hall`s Tauben blieben 8 Stunden und 20 Minuten in der Luft, die Tauben von Mr. Stubbs landeten schon nach 4 Stunden.
Am 9. Juni 1876 kam es erneut zu einem Wettflug. Es starteten wiederum Tauben von
Joe Hall, diesmal aber konkurrenziert von Tauben eines Züchters namens Ball. Jetzt
ging es um Geld, um sehr viel Geld, nämlich um die für damalige Begriffe horrende
Summe von 10 £ Sterling. Leider spielte das Wetter an diesem Tag nicht mit. Es
regnete den ganzen Tag und Hall`s Tauben Unterlagen mit 9,28 Flugstunden den Tauben
von Mr. Ball, die 11,08 Stunden flogen.
GRÜNDUNG DES ERSTEN TIPPLERCLUBS.
Am 5.Juni 1900 flogen Hall`s Tippler 14,26 Stunden, die des Mitstreiters 13,18 Stunden.
Gewettet wurde damals um 20 £ Sterling. In der Zwischenzeit war ein Klub entstanden
mit dem wohlklingenden Namen „All England Tippler und Tumbler Society“
( AETS ). Nun wurden die Wettflüge regelmässiger. Am 4. August 1902 flogen Hall`s
Tauben 13,32 Stunden. Am 4. August 1903 hatte Hall kein Glück: die Tauben eines
Züchters aus Sheffield flogen 14.04 Stunden. Am 2 August 1904 stellte Hall mit
seinen Jungtipplern ( 6 -.8 Monate alt) den Weltrekord mit 14,04 Stunden auf. Hall
war damals der Einzige, der mit Jungtipplern eine solche Leistung erbrachte. Aber auch
die Leistungen von Hall`s Alttippler ließen sich sehen. Er war der Erste, dessen Tippler
über 17 Stunden flogen: sein Team flog genau 17,10 Stunden.
IN DEUTSCHLAND UND DER SCHWEIZ GING ES GEMÜTLICHER ZU.
In Deutschland flogen 1959 Jungtippler 13,20 Stunden ( Malkus, Kassel )
Alttippler 10,02 Stunden ( Gruber, Braunschweig ). In der Schweiz gab es von 1961-1964
den Klub „Schweiz. Flugtippler – Union“ (SFU). Die besten Flüge fanden statt:
am 1. Juli 1961 mit 10,15 Stunden ( Nussbaumer ), am 7. Juli 1962 mit 11,55 Stunden
( Nussbaumer ),am 22.Juni 1963 mit 13,41 Stunden ( Nussbanmer ) und im Juli 1964
mit 15,37 Stunden (Nussbaumer) In England war Hall führend in der Schweiz war
es Nussbaumer. Es sind enorme Leistungen, die die Tippler erbringen, zumal wenn
man bedenkt, dass sie kleiner als eine Strassentaube sind. Die Färbung ist bei den Tipplern
( wie bei allen Leistungstauben ) von zweitrangiger Bedeutung. Es gibt sie in allen
bekannten Taubenfarben.
IN DIE GEGENWART ZURÜCK
In der Schweiz ist der Tipplersport nicht so bekannt wie der Brieftaubensport.
Im Jahr 2001 war der erste Wettflug am 21.4. Startzeit 6.00 Uhr. Ich startete mit
5 Täubinnen, sie waren 1 und 2 Jahre alt. Für die Wettflüge benötige ich meistens
zwei Schiedsrichter. Einer vom Start an bis zum frühen Nachmittag der Andere
bis Ende. Vor dem Start müssen noch die Ringnummern auf dem Wettflugprotokoll notiert werden. Punkt 6.00 Uhr wurden die Tauben freigelassen. Es war
noch etwas dämmrig, aber sie stiegen schnell auf mittlere Höhe. Während des
ganzen Wettfluges flogen sie in verschiedenen Höhen und in verschiedenen großen Kreisen
über dem Taubenschlag. Die 5 Täubinnen waren sehr flugfreudige Tiere, die sich
schon an mehreren Wettflügen bewiesen hatten.
DER RAUBVOGEL.
Um 15.50 Uhr passierte das Schlimmste .was einem Taubensportler passieren kann.
Der Schiedsrichter rief auf einmal ganz aufgeregt „der Vogel, der Vogel, komm der
Vogel ist da !!“ Ich war blitzschnell draußen und sah wie der Wanderfalke eine
Taube an griff. Die Federn flogen nur so umher,aber er hatte sie nicht erwischt. Sie
flüchtete zwischen die Häuser. Nun griff er die zweite Taube an. Sie schlug mehrere
Haken und verschwand dann aus meinem Blickfeld. Ich war sehr wütend auf den WF
In der Zwischenzeit hatten sich die vier andern Täubinnen wieder zu einem Team
formiert und flogen ihre Runden. Der Schiedsrichter und ich suchten den Himmel
nach der fünften Taube ab. Leider ohne Erfolg. Die Taube kam nie mehr zurück. Sie
war einer meiner besten Tippler, nach dem Wettflug wollte ich sie in der Zucht
einsetzen. Jetzt sind ihre wertvollen Gene für immer verloren.
Die vier Andern flogen bis 21.22 Uhr, das sind also 15,22 Stunden. Für mich wäre
das einen guten Flug gewesen. Da ich nicht mehr alle die Tauben hatte, mit denen ich
gestartet war, wurde ich disqualifiziert. So ist halt das Reglement, weh tat es trotz
dem. Als die Täubinnen in den Schlag zurück kamen, sah ich bei einer Taube auf
der Seite etwas herunter hängen. Ich nahm sie in die Hand und sah, dass sie eine
große Wunde hatte. ( siehe Bild am Schluss des Berichtes) Das war die Taube,
die der WF zuerst angegriffen hatte. Es ist schon erstaunlich, dass die Taube mit
dieser Verletzung noch 5,32 Stunden geflogen ist. Sie hätte jederzeit landen können.
ABER DER TIPPLER WILL FLIEGEN UND NUR DER TOD KANN IHN DAVON ABHALTEN.
Es war noch schwierig an diesem Abend einen Tierarzt zu finden der die Taube
noch behandeln würde. Die Wunde heilte gut, aber zum fliegen konnte ich sie nicht
mehr gebrauchen. Über einen Drittel meiner Tauben werden so vernichtet.
( siehe der Link „Nachteil“ auf meiner Website)
Wale.
„ Mit dieser Verletzung flog der Tippler über 5,1/2 Std.“
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