Die Flugkalotte, ein ungeschliffener Diamant
Die Flugkalotte ist nicht die populärste Taube unter den Flugtauben, sie führt eher ein Mauerblümchen Dasein. Dieser, relativ kleine mittelschnäblige Tümmler wird an seinen kurzen Beinen mit 7 mm Ringe beringt. Die Grundfarbe ist weiss, der Schwanz und die Kopfplatte sind in den Farben schwarz, blau, rot und gelb. Sie sind glattköpfig oder rundkappig. Der Name Kalotte stammt aus dem Französischen und bezieht sich auf die Kopfbedeckung (Käppchen) des Pfarrers. In früheren Jahren wurden sie ,,Klotten" oder ,,Platten Tümmler" genannt. Im Schlag sind sie sehr ruhige Tauben. Sie sind sehr besorgte Eltern. Will man sie fangen, finden sie fast immer eine Lücke wo sie dem Zugriff des Züchters entkommen können. Das gleiche ist, wenn sie vom Raubvogel angegriffen werden. Sie sind sehr flink ! Ihre grosse Zeit erlebten sie Anfangs des 20. Jahrhunderts. Sie waren haupt-sächlich in Norddeutschland zu Hause. Dort wurden sie in grossen Fluchten (Schwarm) bis zu 40 Tauben geflogen. Das Flugspiel das sie zeigen besteht aus ,,Schwenken" ein Flug in ,,S" Form und das ,,Kippen", das sie nicht so oft zeigen. Beim Kippen stürzt der ganze Schwarm abrupt einige Meter ab, um dann wieder auf die vorige Höhe aufzusteigen. Vor und nach dem zweiten Weltkrieg, wurden die Kalotten auch bei dem ,,Schnellflug Sport" eingesetzt. Die Tauben wurden auf 20 Km. trainiert. Die Wettflüge gingen über eine Distanz von 50 bis 120 Km. Nach Angaben von beteiligten Züchtern konnten nur die blauen Kalotten mithalten. Ihre Resultate waren nicht überzeugend, so wurde mit ihnen nur noch ,,vom Haus" aus geflogen. Dort gab es keine Wertungsordnung (WO). Seit 2000 gibt es eine WO. Leider wurde dabei mehr auf den Züchter eingegangen als auf die Kalotten. Diese WO wurde 4 mal geändert, das ist natürlich Gift für die Züchter und die Tauben, wenn immer wieder Neues verlangt wird. Das ist wohl der Grund, dass kaum Flugabnahmen mit ihnen gemacht werden. Seit 6 Jahren züchte und fliege ich mit den Kalotten. Die ersten Kalotten flogen um 15 Min. So begann ich sie zu selektionieren. Das Erste, war ein tägliches Training. Nach dem 3- 4 Training erwarte ich, dass sie 10 Min. fliegen, dann wurden alle 2-3 Tage die Flugzeiten um einige Min. verlängert. Beim 10. Flug wurden 30 Min. meistens erreicht. Waren Tauben mit diesem Training überfordert, nahm ich sie aus dem Team. Ich setzte eine Mindestflugzeit von 35 - 45 Min. Nach oben ist die Flugzeit offen. Mit den guten Flieger züchtete ich dann weiter Die Kalotte ist eher ein Schlechtwetter Flieger. Kühles, windiges Wetter wenn möglich leichten Regen das ist das jdeale Flugwetter für die Kalotten. Da wird am meisten geschwenkt und gekippt. In den letzten Jahren haben die Jungen bezüglich Flugzeiten fortschritte gemacht. Im Jahr 2017 floge ein 12er Team beim 7. Flug 66 Min. eine verliess das Team nach 50 Min. und landete. Die Jungen von 17 und 18 sind im Laufe des Trainings auf eine Flugzeit von plus, minus, 80 / 90 Min. gekommen. Diese Flugzeiten zeigen, was in den kleinen Tümmler steckt. Längere Flugzeiten strebe ich nicht an. Was für mich wichtig ist, dass, das Team eine Einheit ist beim Flug und das bis zur Landung. Dabei zeigt sich wie länger die Kalotten fliegen um so weniger wird geschwenkt und gekippt. Nun stellt sich die Frage, was für ein Flug erwartet man von den Flugkalotten ? Ich bin der Meinung, dass man auf den Ursprung gehen sollte. Aus diesem Grunde gelangte ich an Herrn Rolf Richter NL Jahrgang 1944. Er ist in Hamburg- Altona aufgewachsen und flog dort schon als Schuljunge mit den Kalotten. Meine Frage an Ihn: ,,Wie oft kippten , schwenkten und wie lange war die Flug-zeit der Kalotten in ihrer Blütezeit"? Seine Antwort: ,,Zu Deiner Frage: Eine Bewertung bezüglich des Fliegen, Kippen, Schwenken, gab es für diese Rassen damals nicht, ob wohl selektiv auf all diese bewerteten Flugeigenschaften gezüchtet wurde. Die Flugeigenschaften Kippen und Schwenken sowie das Schwarmverhalten während des Flug`s hatten absolute Priorität. Die Flugzeiten betrugen 1 bis 2 Std. Allerdings kann man pauschal sagen, dass die Flugleistung in früheren Jahren doch besser war. Trotz dem damaligen ,,minderwertigen" Futter. Vom Heutigen Futter und Zusatzfutter konnten die damaligen Züchter nur träumen. Es wäre sicher eine Bereicherung für den Flugtaubensport wenn sich ein Flug-taubenclub den ,,ungeschliffenen Diamanten" annehmen würde und eine Flug-ordnung für die Flugkalotten erstellen würde. Es wäre schade wenn der kleine attraktive Flieger von der Bildfläche verschwinden würde.
Walter Stettler CH Binningen www.flugtippler.ch |